Ein Plädoyer für das fähige Kind


Meine Leidenschaft für Sport und speziell Tennis mit Kindern habe ich schon früh entdeckt. ?..und dabei es ist nicht das verspielt, verträumte und bespasste Kind, sondern das Kind welches sportlich gefördert werden möchte. Über die Jahre habe ich festgestellt, dass das fast alle Kinder sind. Wir müssen ihnen nur das richtige Angebot machen und die Fähigkeiten entdecken. Individuelles Talent zu erkennen bedarf der Erfahrung und einem geschulten Auge. Häufig macht man im Training folgende Beobachtung: Ist ein Kind klein und jung wird damit häufig gleichgesetzt, dass es nicht so viel kann. Ergebnis: es werden ungeordnet viele verschiedene Übungen aneinandergereiht. Es wird wenig Zeit  für echtes Üben gegeben, damit sich ein wirklicher Fortschritt einstellt.

Daher mein Plädoyer:

Traut den Kindern was zu! Es ist die wahre Freude, wenn die Fähigkeiten maximal gefördert werden und die Kinder schon bald erfolgreich und vor Allem selbständig Tennis spielen.

...dabei meine ich nicht die besonders talentierten Kinder. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass selbst der weniger talentierte 5 oder 6- jährige nach genügend gezielter Übungszeit in seinem Rahmen selbständig Tennis spielen kann. Wir müssen ihm nur das richtige Angebot machen.

Tipps, Übungen und Hinweise  für das Training mit den ganz Kleinen gibt es immer wieder unter Blog 

Wenn die Kinder von der ersten Stunde an miteinander üben und dabei erkennen, dass sie fast immer zu zweit oder viert interagieren, dann gelangen sie mit unserer Hilfe und den passenden Aufgaben auch schnell zum eigenständigen Spiel. Von Ballwechsel zu Ballwechsel ( auch wenn es Low T Ball ist) entwickelt sich Ehrgeiz und Spielfreude. Die Spielidee ist eingepflanzt und die Freude am Spiel geweckt. Besser geht es nicht - die kontinuierliche Freude am Tennissport kann sich entwickeln. Ich bin überzeugt, wenn Trainer mein 5 Säulenkonzept anwenden und das selbständige Üben und Spielen im 6-Stufenplan einhalten, dass sie definitiv mehr Freude am Training mit den Kleinsten haben. Es wird nämlich für alle Beteiligten eine größere Sinnhaftigkeit erkennbar. Die Kinder erleben den Sport echt & original; und der Trainer kann stolz auf sich sein, wenn die ersten Ballwechsel selbständig gespielt werden. Schauen dann noch Eltern oder Aussenstehende bewundernd zu, dann wird einem bewusst das man den richtigen Job gewählt hat!

 


Welcher Trainertyp bist du?


Was sind deine Stärken, wie kannst du sie einsetzen und wo gibt es noch Möglichkeiten von anderen Trainertypen zu profitieren?

Im Laufe der vielen Trainerjahre sind mir viele Kollegen begegnet. Jeder hatte seine eigene Qualität - manche auch weniger :-)

Um euch selbst in eurer Arbeit zu reflektieren lohnt es sich, sich mit den Trainerbildern zu beschäftigen. Mir sind im Groben vier übergeordnete Trainertypen aufgefallen.

 

1.Der Motivator

        2. Der Drillliebhaber

3. Der Pädagoge

4. Der Lehrende

 

Da die Tennistrainer hinter den Tennisprofis meist weniger im Fokus stehen ziehe ich vergleiche mit bekannten Fußballtrainern heran.

 

1. Der Motivator

ist für mich Jürgen Klopp. Er brennt - nach außen sichtbar für Spieler und Zuschauer. Er nimmt in seinem Enthusiasmus alle in seinem Umfeld mit. Neben reichlich Fachwissen ist die Motivation seine große Stärke. Ohne Zweifel: Fußball ist sein Leben und das möchte er zeigen. Er möchte Allen vermitteln, das Fußball die Sportart Nummer eins ist (er weiß leider nicht, dass das doch Tennis ist!!)

Übertragen auf das Tennisspiel und Tennistraining bedeutet das, der Trainer motiviert zum Spiel und lebt den Tennissport von ganzen Herzen. Sein Fachwissen bringt er mit Euphorie und Freude an.

 

2. Der Drillliebhaber

ist für mich Felix Quälix Magath: Zitat: 'Wer mir folgt hat Erfolg'

Durch ein strenges Regiment, harte Drills und eine kompromisslose Art führt er seinen Verein und sein Team. Das macht ihn bei Spielern nicht besonders beliebt aber sein Erfolg gibt ihm recht.

Beim Tennis: Ich kenne Trainer, die sehr geschätzt sind, weil die Schüler der Überzeugung sind, dass die erlangte Fitness und das häufige drillartige Wiederholen am Ende den Erfolg bringen. Dabei scheint mir nur äußerst wichtig, dass dabei die Qualität stimmt.

Denn viele Wiederholungen von schlechten Bewegungsabläufen sind definitiv kontraproduktiv.  Ich mag den 'Drill' der dosiert eingesetzt wird, den Schülern aber nicht die Spielzeit klaut.

 

3. Der Pädagoge

In meinen Augen ist Jogi Löw ein sehr gutes Beispiel dafür. Er geht in Kommunikation mit seinen Spielern, schenkt ihnen Vertrauen und hält auch an Spielern fest, die im Verein evtl. nur in der zweiten Reihe stehen. Er setzt auf junge Spieler und traut ihnen viel zu. Das bedarf einer hohen Empathie und Menschenkenntnis. Über dieses Vertrauen können sich gerade junge Spieler gut entwickeln. Nicht jede schlechtere Leistung stellt den Spieler in Frage.

Beim Tennis mit den Jüngsten:  Der Trainer ist nahe an den Kindern dran. Er traut ihm viel zu. Er fördert, stellt dem Kind Herausforderungen, motiviert es und ist geduldig. Außerdem weiß er z.B. das letzte Woche eine Mathearbeit geschrieben wurde und fragt in der darauffolgenden Woche nach wie es gelaufen ist.

Schwierigere Charaktäre werden pädagogisch ins Training integriert.

Der Gehirnforscher Hüther beschreibt das Wichtigste zwischen Pädagoge und Schüler: "Der Pädagoge muss den Schüler mögen! "

Das ist ein Ergebnis einer weltweiten Langzeitstudie mit der Frage: Wie lernen Kinder vom Lehrer am Besten?

Klingt banal - ist aber in meinen Augen viel Wahres dran!

 

4. Der Lehrende

Für mich ist ein klassisches Beispiel Lucien Favre, ehemals Borussia Mönchengladbach.

Er seziert das Spiel, analysiert haarscharf und arbeitet akribisch an individuellen und mannschaftlichen Verbesserungen.  Trainingseinheiten werden immer wieder unterbrochen, um zu korrigieren und Kleinigkeiten zu verändern.

Beim Tennis: Der Lehrende ist meist ein Technikliebhaber. Er korigiert viel, ist sehr genau bei der Technikanalyse und wird nicht müde

immer wieder Bälle anzuspielen, damit der Schüler sich technisch verbessert. Er nimmt sich viel Zeit, damit am Ende ein fehlerfreie

Ablauf dabei herauskommt. Auch hier besteht  meines Erachtens die Gefahr, dass das freie Spiel zu kurz kommt, dennoch ist eine gute

Technik für ein erfolgreiches Spiel selbstverständlich unerlässlich!

 

Alle Trainertypen haben natürlich eine Daseinsberechtigung und sind auf ihre Art erfolgreich. Meine Überzeugung ist, dass die Integration der verschiedenen Typen in einer Person am erfolgversprechendsten ist. Jeder Trainer hat seine Stärken und seine Vorlieben, dennoch lohnt es sich bei den anderen Typen etwas abzuschauen, um facettenreicher zu werden.

Ich habe auch schon Trainer erlebt, die von den vier Trainertypen keinen so richtig verkörpert haben. Dann wird es natürlich eng. Die Schüler können von dieser 'Farblosigkeit' nur sehr wenig mitnehmen. Je mehr wir jedoch Anteile der verschiedenen Trainertypen in unseren Stil integrieren, desto erfolreicher wird unsere Arbeit!

Wichtig ist natürlich nur, dass wir dabei authentisch bleiben und keine Rolle spielen die nicht zu uns passt und die uns niemand so wirklich abkauft.

Also, viel Spaß beim Reflektieren und beider Beobachtung des eigenen Trainings!

KONTAKT: 

Christopher Goer

EMAIL: kontakt@15null.de